Mittwoch, 19. Dezember 2007

79. Tag

Letzter Tag in London im Jahr 2007. (Morgen zählt nicht so richtig.)
Dieser Blog geht in eine Weihnachtspause und erstrahlt in neuem Glanz im neuen Jahr. Vielleicht ist die Pause ganz gut. Für uns alle.
Hehe.
Ich wünsch euch ein ganz wunderbares Jahr 2008 – möge eures mindestens annähernd so gut werde, wie meines.

(Ich hab nämlich mit dem Chef ausgemacht, dass ich ein unglaublich schönes neues Jahr bekomme, wenn ich ein Vaterunser bete.
Ich hab meinen Teil bereits erfüllt und mach mich bereit, die Früchte zu ernten.)

78. Tag

Letzter Arbeitstag im Jahre 2007. Ich hab eine Flasche Sekt bekommen. Diesmal nicht von mir, sondern von meinem Arbeitgeber.
Der ist übrigens ein ziemlich netter Kerl.
Das hätte ich auch geschrieben, wenn ich nichts bekommen hätte.
Oder besser gesagt: Ich schreib es, obwohl ich was geschenkt bekommen habe. Ich mag Sekt eigentlich nicht.
Aber ich werde mich morgen ordentlich besaufen.
Wollen wir mal hoffen, dass das auch so kommt.
Ich bin um einige Menschen hier sehr froh: Reetta, Julieta, Rita, Andres, Mihaley

Ich muss noch packen. Morgen werde ich keine Zeit dafür haben. Am Donnerstag muss ich zu einer recht unchristlichen Zeit los.
Ich mag reisen nicht so gern.
Ich freu mich darauf nach Hause zu kommen.
Ich bin versucht, einige ganz platte Sachen zu schreiben.

Ich tus nicht. Und freu mich einfach auf meine Schwester und meine Eltern. Und noch ein paar andere.

„Driving home for Christmas“ macht endlich Sinn. Obwohl ich Weihnachtspopsongs verabscheue, mag ich dieses Lied.
Ich hör jetzt auf, bevor ich hier weiter Abgründe eröffne.

77. Tag

Das Weihnachtsgeschäft bringt mich noch um.

76. Tag

Noch müder zur sonntäglichen Arbeit marschiert. Eigentlich hab ich mir vorgenommen zumindest einen Tag in der Woche frei zu haben.
In den letzten vier Wochen hab ich es nicht durchgehalten.
Freitag. Freitag wird mein Freitag.
Ein 90 Minuten Bad konnte mich wieder aufrichten.

75. Tag

Unausgeschlafen und verkatert zu Arbeit gegangen. Das entspricht eigentlich gar nicht meiner Art.
Aber ich hab mir gedacht, wenn ich schon so viel arbeiten muss, dann geh ich auch viel aus. Als Trotzreaktion gewissermaßen.
Das ist allerdings totaler Blödsinn. Wie Trotzreaktionen im Allgemeinen.
Schließlich hab ich mir beides selbst eingebrockt.
Ich hab den diesbezüglichen Gedanken recht klar im Kopf, bin aber nicht in der Lage ihn auszudrücken.

Ich bin dennoch zu einer Party gegangen. In einem besetzten Haus in einem wirklich wilden Viertel.
Ich wollt schon Fotos machen, aber mir war klar, dass das nicht so gut kommt. Stattdessen hab ich so getan, als ob ich mich ständig in besetzten Häusern aufhalten würde. Und hab das Kokain dankend abgelehnt.
Das hab ich aber ziemlich schnell bereut. Ein Typ Mitte 30 hat mich in einen „Art-Monolog“ verwickelt. Die beginnen meist mit: „With my art, I want to express…blablabla“.
Und seine Worte fielen wie Onans Samen ungehört auf die Holzdielen.

74. Tag

Ich war heute Abend auf einer Party eingeladen. Ein Transvestit hat gestrippt.
Zwei Typen haben mich angebraten.
Die junge Frau, die das durch ihre bloße Anwesenheit hätte verhindern können, war verhindert. Familienausflug nach Paris. Eurostar machts möglich.
Alles in allem doch ein netter Abend.

Ich war heute das erste Mal seit dem 1. Oktober wieder in der Bus Station bei Victoria Station. Und mir ist eingefallen, wie ich das letzte Mal da war. Und was sich seit dem alles verändert hat.
Ich weiß noch gut, wie ich im Bus vom Flughafen zur Victoria Station gesessen bin. Für einen Moment hab ich mir gewünscht, dass der Bus einfach ewig weiter fährt.
Er ist aber dann doch stehen geblieben und ich bin ausgestiegen. Mit meiner riesigen Tasche und einem Rucksack.
Jetzt wird mir bewusst, wie viel Glück ich hatte.
Und jetzt bin ich doch ein bisschen zu Hause hier.

Freitag, 14. Dezember 2007

73. Tag

Hab heute endlich ein lang ersehntes Erbstück in die Finger bekommen.
Ich wusste schon lange, dass es irgendwo sein muss. Ich hab zahllose Verwandte gelöchert, aber keine befriedigende Antwort erhalten. ‚Sie hätten auch nichts bekommen– und es wäre ohnehin nichts da gewesen…’
Saubären allesamt. Mir war klar, dass das reine Lügen waren, schließlich muss man nur die Augen aufmachen und man sieht sofort, dass es in Hülle und Fülle da ist. Großvater, Onkel – sogar in der eigenen Familie: Alle sprühen sie nur so über. Vor Charme.
Die letzten 24 Jahre war ich der Meinung, dass ich diesbezüglich das schwarze Schaf in unserer Sippe bin. Doch der heutige Tag hat mich eines besseren belehrt. Ich war dermaßen in Fahrt, dass selbst Mutter Teresa, Gott hab diese eiserne Jungfrau selig, weiche Knie bekommen hätte.
Ziel meiner Bestrebungen war – der geneigte Leser mag dies vielleicht schon erraten – eben jene Engländerin, die in letzter Zeit einige Wirbel in meinem kleinen, aber dennoch versauten Herzen verursacht hat.

Der Erfolg hat meine Erwartungen übertroffen. Allerdings bin ich mir nicht sicher, ob diese Investition auf lange Sicht hin sinnvoll war. Bei der Wankelmütigkeit dieses Wesens ist es durchaus möglich, dass morgen schon ein ganz anderer Wind weht.
Doch ich habe vorgesorgt und bin guten Mutes. Ich weiß, wo meine Grenzen sind und werde gut auf mich schauen.

Dennoch sind einige Fragen in Bezug auf dieses Beziehungsding aufgetaucht. Aber ich hab jetzt immer so einen kleinen Gummihammer dabei. Damit hau ich mir ganz fest auf den Kopf, wenn Fragen auftauchen. Besonders Fragen, die mit ‚Warum’ beginnen.
Ich weiß nicht, ob das irgendwie damit zusammenhängt, aber ich schwing mich in letzter Zeit nur mehr an den Stangen durch die U-Bahn, auf meinem ganzen Körper wächst mir ein seidener Winterpelz und ich hab plötzlich Heißhunger auf Bananen. Warum…? Aua. Was…? Au…
Yeah.
Es funktioniert.
Diese mittelalterlichen Selbstgeißelungen werden völlig missverstanden.

72. Tag

Ich habe heute für einen Weg für den ich normalerweise 40 Minuten benötige 2 Stunden gebraucht.
Der Grund dafür war, dass King’s Cross Station evakuiert werden musste.
Für die, die diese U-Bahn Station nicht kennen: Sie ist riesig.
Vielleicht kann man sagen, dass in der Rushhour ein paar Tausend Menschen in dieser Station ein-, aus- oder umsteigen. Gleichzeitig.
Vielleicht lieg ich mit dieser Zahl weit daneben – darüber oder darunter. Aber es fühlt sich so an.
Kann schon sein. Auf meinem Bahnsteig sind leicht dreihundert Menschen gestanden. Mindestens. Egal.
Auf einmal hört man ein Warnsignal und eine Stimme sagt: „Aufgrund eines noch nicht weiter geklärten Zwischenfalls muss die U-Bahn Station evakuiert werden.“
Bei der ersten Durchsage tauschen die Menschen noch unsichere Blicke. Ab der zweiten oder dritten machen sie sich auf den Weg und spazieren gemütlich Richtung Ausgang. Und ich mitten drin.

Ich bin noch ein wenig vor der U-Bahn Station gestanden und hab einfach nur geschaut. Wie Menschenmassen aus diesem Erdloch strömen.
Vielleicht nicht ganz klug. Es hätte ja auch eine Bombe sein können.

Diese Engländer nehmen soviel hin. Evakuieren? Gut. Die Central Line fällt aus? Kein Problem.
Ich versteh diese Kerle nicht.
Wenn ich daran denke, dass ich ca. 30 Euro pro Woche für öffentliche Verkehrsmittel ausgeben,…
Ich denk einfach nicht daran.

71. Tag

Ich war heute zum ersten mal im Kino. American Gangster.
Ein ganz wunderloser Film.
Ungefähr zweieinhalb Stunden zu lang.
Ein guter Zombiefilm wäre da eher nach meinem Geschmack.
Ich freu mich auf den Bob Dylan Film. Er läuft allerdings erst am 21. Dezember an. Da bin ich schon weg.

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3. Jahrestag.

70. Tag

schaut einfach hier vorbei.

Montag, 10. Dezember 2007

69. Tag

Ich fühl mich eines von den tausenden von Schnitzel, die ich heute gebraten hab.
Ich glaub, ich arbeite zu viel.

Nehmt es nicht persönlich, aber ich mag euch nicht so gern teilhaben lassen an dieser Sache. Hier nicht. Sonst schon.

68. Tag

Versteh einer diese Frauen. Ich tu es nicht. Ich weigere mich.
In 20 Stunden kann sich einiges ändern.
Und dann knallen sie dir eins vor den Latz, dass du nur so schaust. Und du fragst dich: Hab ich was nicht mitbekommen? Träum ich? Träumt sie?
Spinn ich?


Neue Strategie: Ich hab Recht und alle anderen sind falsch. Ich zieh das nun in allen Lebensbereichen durch. Viel Spaß mit mir.

67. Tag

Ich hab einen wunderbaren halben Tag mit dieser jungen Frau verbracht. Wir sind durch London spaziert und haben uns am Abend die Show eines Freundes angesehen.
Anschließend bin ich nach Hause geschwebt.

66. Tag

Ich hab mir gedacht, dass ich vielleicht ein wenig Übung gebrauchen könnte. In dem ‚für andere sorgen’ und so.
Also hab ich mir eine Pflanze gekauft. Da Pflanzen nach katholischer Lehrmeinung keine Seele haben, ist nicht viel kaputt, wenn sie kaputt sind. (Aber sagt ihr bloß nicht, dass ich das geschrieben habe. Sonst ist sie sauer.)

Ich steig mal ganz leicht mit einer Petersiel Staude ein. Bevor mir die eingeht, esse ich sie auf. Win-Win Situation sagt man hier auf der Insel.
Dann geht’s an was Größeres.
Busch

65. Tag

Der eigene Körper ist so spannend Teil II

Ich habe zwei neue Muskeln an meinem Köper entdeckt. Ich nenne sie mime-muscles. Man findet sie so:
In die Badewanne setzen, heißes Wasser einlassen, Beine ausstrecken und die Fingerspitzen auf das obere Ende der Oberschenkelknochen legen.
Dann die Beine ausgestreckt anheben. Mit den Fingern seitlich an den Oberschenkeln nach oben fahren. Vielleicht spürt man dort zwei Beulen.
Das sind sie.
Persönlich würde mich nun interessieren, wer diese Beulen nicht spürt. Oder kaum.
Wenn sie bei allen Menschen deutlich ausgeprägt sind, so war es das mit den mime-muscles. Ich glaub, ich nenn sie dann stattdessen Oberschenkel Bizeps. Oder sagt man Bizeptes. Bizeptoi. Bizi?

64. Tag

Die Schule ödet mich ein wenig an. Wir lernen wieder einmal ein neues Stück. Die alten, mühsamst ins Gedächtnis gebracht, beginnen inzwischen schon langsam zu entschwinden.

Ich war heute zum Essen eingeladen. Bei Mitschülern. Und es endete in einem katastrophalen Besäufnis. Jedenfalls für meine Verhältnisse. Ich vertrag in letzter Zeit Alkohol noch schlechter. Oder besser.
Aber ich hab einige Dinge über meine Schule erfahren. Kategorie Seifenoper. Sex und Intrigen. Und wieder mal meinen Menschen, dass sie mir sagen müssen, was ich zu tun hätte. Mit wem ich schlafen muss für eine Hauptrolle. Oder mit wem ich nicht schlafen darf, wenn ich eine Hauptrolle will.

Schau ich manchmal verloren aus?

Meine vertrauenserweckende Art geht mir ein wenig auf die Nerven.

63. Tag (Montag 4. Dezember)

Ich hab den Blog ein wenig vernachlässigt. Ich hab ehrlich versucht zu schreiben, aber ich bin nur dumm grinsend vor dem Bildschirm gesessen, hab Popsongs gehört und gedacht: „Yeah Lionel, you’re so right. And Marvin, you’re singing the truth man.“
Um eventuelle Bindungsängste zu kurieren hab ich Tom Waits’ „better off without a wife“ gehört.

Heute bin ich wieder ein wenig auf dem Boden der Realität gelandet. Gelandet worden.
Am 19. Dezember präsentieren wir unser Stück. Das Stück, dem sowohl Hand als auch Fuß fehlen.
Statt einem Regisseur haben wir jetzt zwei. Beide absolute Kommunikationsgenies.

Am 20. flieg ich nach Hause und bis dahin ist noch einiges los. Ich habe heute eine Einladung erhalten, bei einem Cabaret – Abend etwas zu zeigen. Cabaret – Abende sind eine ganz wundervolle Einrichtung. Sie sind so eine Art open-mic Abende für Menschen, die weder Musik noch Stand-up Comedy machen.
Ein paar Menschen schließen sich zusammen, finden ein Wohnzimmer oder einen Lagerraum und gestalten einen Abend.
Ich würde sehr gern mitmachen, aber es ist schon in 11 Tagen. Zur Zeit schwirren mir andere Dinge im Kopf herum.
Aber dennoch fühl ich mich inspiriert. Geküsst von einer Muse. Hehe.

Freitag, 30. November 2007

57. Tag

Ich mag ehrlich gesagt nicht über sie schreiben. Aber sagen wir, ich hätte einen Wunsch bei euch frei.
Dann würde ich mir wünschen, dass ihr mir wünscht, dass es ganz leicht und einfach und schön ist/wird/bleibt.
Denn manchmal ist es das.

Im Gegenzug eine wunderbare Musikempfehlung von mir. Dieser Ire David Gray macht ganz wundervolle Musik. Seine Musik erreicht einen ganz besonderen Ort.

56. Tag

Romantische sms retten mich über manic monday.
Ich treffe in einer U Bahnstation einen Kerl, der 7 Jahre vor mir am Haller Gymnasium maturiert hat.
Sein Gesicht kommt mir irgendwie bekannt vor. Er bejaht mein „Du bisch aus Tirol, oda?“ und wir kommen unseren gemeinsamen Wurzeln auf die Spur.
Diese zufälligen Treffen nehmen in letzter Zeit eigenartige Formen an.

55. Tag

„Wilhelm. Ich hab eine Bekanntschaft gemacht, die näher an mein Herz geht. Ich habe… ich weiß nicht.“

Das gute Ereignis am Donnerstag (52. Tag) war, dass ich auf ganz unglaubliche Art und Weise aufgerissen wurde.
So unwahrscheinlich, dass es mir niemand glauben würde. Daher mach ich gar nicht den Versuch, es zu beschreiben.

Heute hatte ich das schönste, eigenartigste, intimste, befremdlichste, auf alle Fälle längste 2. Date meines Lebens. Immerhin 7 Stunden. Es wäre noch länger gegangen, wenn nicht der letzte Zug dazwischen gekommen wäre.
Ich wohne am Arsch der Welt. Sie wohnt am Arsch der Welt. Leider hat die Welt in diesem Fall zwei Ärsche. Aber dafür zwei hübsche. Ihren und meinen.

Es wird ein weiteres Date geben. Ich versuch nicht daran zu denken, wohin das führen könnte.

54. Tag

Samstag ist mein Arbeitstag. Sonntag ist mein Erholungstag. Heute ist Samstag. Morgen ist Sonntag.

Samstag, 24. November 2007

53. Tag

Da ich in der Schule nicht ganz ausgelastet bin, bin ich heute klettern gegangen. Mit Andres, meinem korrupten Drogenhändlerschulfreund aus Kolumbien. Sport ist eigentlich nicht so mein Ding, aber der Geruch von Magnesium an meinen Fingern erinnert mich an vieles.

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Warum Blog?
Zumindest zwei Menschen hatten die Ehrlichkeit mir zu schreiben, dass sie mit dem Blog-Ding überhaupt nichts anfangen können. Im Gegenteil.
Über 25 000 Ecken weiß ich, dass es anderen ebenso geht. In diesem Fall zitiere ich gern den Holzer. „Wer hinter meinem Rücken redet, redet mit meinem Arsch.“

Warum Blog?
Mir ist bewusst, dass der Wahrheitsgehalt meiner Beträge bei sagen wir mindestens 70% liegt. (D.h. nicht pro Beitrag, sondern im Blog als Ganzes.)
Das ist nicht schlecht. Von meiner Warte aus betrachtet. Ich hatte schon schlechtere Quoten.

Warum Blog?
Well. Es macht mir viel Spaß das hier zu schreiben. Sollte dieser Spaß mal vorbei sein, wird es diesen Blog auch nicht mehr geben.
And. Mein Studium hat mich gelehrt, dass man sich viele Probleme macht, wenn man sich viele Fragen stellt. Daher keine Fragen.

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Dazu fällt mir ein wunderbarer Spruch ein: „Dumm fickt gut.“
Ich habe diesen Spruch zunächst als, nun ja als Verunglimpfung von bestimmten Personen angesehen. Aber inzwischen denke ich, dass es durchaus ein Qualitätsmerkmal sein könnte. Sie wie das AMA Gütesiegel.
Dazu fällt mir ein wunderbares Shakespeare Zitat ein, das m.E. ziemlich dasselbe sagt: Life`s but a walking shadow, a poor player
That struts and frets his hour upon the stage,
and then is heard no more: it is a tale
told by an idiot, full of sound and fury,
signifying nothing.

(Und zu welche Gruppe von Liebhabern gehöre ich? Ja, das würden einige gerne wissen.)

P.s. ich beginne auf English zu denken. Anyway.

P.P.S.: Die Zeit denkt wieder einmal einen Schritt weiter:
Dumm baut gut.

P.P.S.: Bevor jetzt jemand denkt, dass ich regelmäßig die Zeit lese. Nein, tu ich nicht. Ich war zufällig auf ihrer Homepage. (Eine derartige Angeberei wäre selbst mir zu subtil.)

51. Tag

Weltflucht. Nach der Schule schnurstracks nach Hause. Versuche mit einem Videonachmittag der Woche eine letzte Chance zu geben. Vergeblich.

52. Tag

Die Flucht in die Arbeit macht sich bezahlt. Leider nicht so viel Spaß.
Meine Hilfsarbeitertätigkeit bringt mich per Taxi ins Botschaftsviertel. Die österreichische Botschaft sieht wie das Gartenhäuschen der Deutschen aus. Wie im wirklichen Leben halt.

Modeljob. Ich werde heute wieder gezeichnet. Hierfür darf ich 3x 40 Minuten lang stillsitzen und geradeaus schauen. Ich bekomme zwei Kekse, weil ich es so brav mache. Zugegebenermaßen, die Kekse sind von mir, aber als mein eigener Chef weiß ich, dass man seinen Mitarbeitern hin und wieder was Gutes tun muss. Besonders wenn sie tüchtig und fleißig sind. Schließlich will man sie behalten. Topleute sind heute schwer zu finden. Aber wem sag ich das…

Heute ist etwas ganz wunderbares passiert. Aber ich will den Ereignissen nicht vorgreifen. Aber ganz egal, was geschieht, ich bin wieder mit der Welt versöhnt.
(Nein, nicht ganz egal. Ja ja, Mutter, ich vergess nicht aufs wünschen. Ja und ich putz mir die Zähne. Ich bin jetzt schon fast erwachsen. Ja, ich kann mir schon selbst die Schuhe binden! Ich weiß, dass sie nicht gebunden sind, aber es ist bequemer so. Sicher die Socken verschleißen so schneller, aber Socken können heutzutage auch mal Löcher haben.)

(Seit ich nicht mehr in regelmäßigem Kontakt mit meinen Eltern bin, hab ich mir zwei lebensgroße Puppen gekauft. Ich hab Fotos von meinen Eltern auf ihre Köpfe geklebt. Sie leisten mir beim Essen Gesellschaft und schauen, dass ich immer ordentlich angezogen bin. Am Abend wüschen sie mir eine gute Nacht und decken mich zu. Nur das Wecken funktioniert nicht so richtig.
Aber der tägliche Lauf zum Bus hält mich fit. Und ja, ich bin verrückt. Wer das bisher noch nicht gemerkt hat, ist blind und taub. Und blöd.)

49. Tag

Montage können manchmal ziemlich übel sein. Schulisch frustrierend, weil nichts hinhaut, arbeitstechnisch, weil man bei Regen durch die halbe Stadt laufen muss.
(@ halbe Stadt: mein Weg zur Arbeit entspricht ungefähr der Strecke Innsbruck-Wattens)
(@ Regen: Dissertationen werden ja über jeden Scheißdreck geschrieben. Da könnte man ruhig auch eine Diss über die verschiedenen Formen von Regen schreiben. Und dann kann man um ein Stipendium ansuchen, um das ganze hier in London zu erforschen. Der Hauptteil könnte sein: „Die Formen von Nieselregen und ihre Rezeption in den Hauptstädten dieser Welt.“)

50. Tag

Ich wollte mir heute eine neue Hose kaufen. Also Zeichen für einen neuen Lebensabschnitt. Oder weil die alten Löcher bekommen. Julieta (wird ausgesprochen wie die weibliche Form von Julio [Iglesias]), Argentinierin, nicht nur ihrer Herkunft, sondern auch ihrem Temperament nach, hat angeboten, mich zu begleiten. Ob meiner stilistischen Trittsicherheit war ich um jede Form von Unterstützung froh.
Der Einkaufskampf endete damit, dass sie 5 neue Tops hatte und ich nichts.
Diese Woche beginnt mir langsam auf die Nerven zu gehen.

47. Tag

Ich hab mir gestern mit ein paar Menschen das Fußballspiel Österreich-England angeschaut. Da das Spiel Scheiße war und mich Fußball sowieso nicht interessiert, hab ich mich betrunken.
Zunächst mit meinen Schulkollegen, dann mit den Ösis.

Keine gute Idee, wenn man am nächsten Tag arbeiten muss. Ich war heute ganz knapp davor eine Sachertorte zu backen. Das Schicksal wollte es anders.

Sonntag, 18. November 2007

48. Tag

Ich liebe Sonntage. Es hat in Ö ganz wenige Tage gegeben, an denen ich nichts getan habe. Dank der lieben und guten Einrichtung ‚Universität’ (und – zugegebenermaßen – Dank meines Zeitmanagements.)

Hier sind die Sonntage gemütlich. Ohne Schnee, mit ein wenig Regen. Und Badewannen und so.

46. Tag

Die Modelbranche ist verdammt hart. Ich hatte gestern meinen ersten Gig.
Sie wollten mich nackt, aber ich hab gesagt: „Nee, mach ich nicht!“
Die verdammten Engländer haben das natürlich nicht verstanden. Weiter als Sauerkraut und Apfelstrudel reicht ihr Deutsch nicht.
Also musste ich mich ausziehen.

Sie haben mir mit Paketband eine Coladose an die Stirn geklebt und meinen Schnidel in einen Kebab gesteckt. Einen kalten.
Anschließend haben sie mir „Die Achse des Bösen“ in mein Brusthaar rasiert und mich in die Tate Modern gestellt.
Da musste ich zwei Stunden lang stehen.

Mit der dicken Kohle ist es auch nichts. 18 Pfund hab ich bekommen. Wenn ich als lebende Skulptur etabliert bin, krieg ich mehr. Bis dahin heißt es leiden für die Kunst.

45. Tag

Das Leben liebt mich. Nachdem ich endlich den Durchbruch mit meinem Blog geschafft habe (ich hab schon fast nicht mehr daran geglaubt), hat meine Karriere einen völlig neuen Impuls bekommen.
Ich hab einen Model-Job.

Ich wusste schon immer, dass ich heiß bin, aber jetzt ist es offiziell.

44. Tag

Mittwoch 14. November.

Geburtstag meiner Schwester. Ich wollte ihr zunächst nur einen Brief schreiben, hab mich dann aber doch auf die Socken gemacht, um ein ordentliches Geschenk zu finden. Auch weil ich mich sehr über das T-Shirt gefreut habe.

T-Shirt

(Ich glaub, ich hätte ihr ohne schlechtes Gewissen nichts schenken können.)

Am Abend hab ich einen sehr, sehr guten Film gesehen: Die Siebtelbauern. (Ich glaub, es ist Peters (österreichischer) Lieblingsfilm. Wenn ich mich nicht irre, hat er mal so was in die Richtung gesagt.)
Er passt insofern in den österreichischen Durchschnitt, da es nicht unbedingt ein leichter Film ist.
Sind Österreicher grundsätzlich leicht depressive Menschen, oder sind es nur die Filmemacher?
Oder sind die Filmemacher aufgrund ihrer Filme nicht mehr depressiv, der Rest von Österreich dafür nach dem Anschauen aber schon. Und vielleicht zieht das die Filmemacher wieder runter. Österreich erholt sich, die Filmemacher behelfen sich mit einem neuen Film und das Spiel geht von vorne los.
Da versteh ich jeden, der sich Hollywood - Blockbuster reinzieht. Wenn einem das Leben auf den Kopf spuckt, dann will man wenigstens im Kino im Trockenen sitzen.

Mittwoch, 14. November 2007

42. Tag

Arbeit ist Scheiße. Ich hab mir den Rücken verrenkt und bin aufrecht wie ein Besenstiel nach Hause.
Warum wächst Geld nicht auf den Bäumen.

43. Tag

Rückenverrenkt die Schule geschwänzt. Beim Baden ist das warme Wasser ausgegangen. Es hat heute das erste Mal seit über zwei Wochen wieder geregnet. Am Abend habe ich mich mit einer selbst gemachten Pizza verwöhnt.
Beim Essen habe ich bemerkt, dass ich alle (alle) Gewürze vergessen habe.

Ich hab heute einen Brief von meiner Schwester erhalten. Mit einem T-Shirt. (Ganz klein zusammengefaltet natürlich.)
Der Nordstern an einem versmogten Tag.

41. Tag

Ich versuch am Sonntag immer zu dem Katholen Cafe zu kommen. Zwecks sozialer Kontakte. Da ich in Tirol mit den Katholiken nicht so schlecht gefahren bin, hab ich mir gedacht…
Manchmal sollte ich nicht soviel denken.

Hatte ein zweites ‚London meets Landei’ Erlebnis. Hab schon ein wenig dazugelernt. Diesmal hätte ich beinahe eine Schlägerei begonnen mit der jungen Frau (einer anderen).
Das nächste Mal lass ich mich abschleppen. Versprochen.
Aber ich war einfach zu müde. Und hatte Kopfschmerzen. (Hehe.)

39. Tag

Da unser Regisseur es vorzieht, nicht regelmäßig zum Unterricht zu erscheinen, müssen wir unser Composition ohne ihn komponieren.
Da Vorteil dabei ist, dass wir nicht sinnlose barockeske ‚was-auch-immer’ Figuren machen müssen. Unsere japanische Mitstreiterin hat Sinn für Humor. Sie hatte ihn wahrscheinlich vorher auch schon, aber da sie jetzt Englisch immer besser und besser beherrscht, bemerkt man es auch.
Es gibt Kletterhallen hier in dieser Stadt. Ich werde eine davon mal aufsuchen.

40. Tag

Am Ende dieses Arbeitstages war ich ebenso streichfähig wie der Liptauer, den ich gemischt habe. Ich mache hier viele Dinge zum ersten Mal. Zum Beispiel Liptauer oder Viennese Tarts. Beides Dinge, die ich vorher noch nicht gekannt habe.
Nach Rezept zusammengebraut und ab in den Verkauf.
Vielen lieben Dank an meine Schwester für die Vertretung bei der Bloglesung.
Dieses Blog Schreiben hat mir bisher schon 30 Euro eingebracht. 0,00506 Euro pro Wort. Nicht schlecht Herr Specht. Eigentlich sinds nur 0,00337 Euro pro Wort. Da meine liebe Schwester gleich eine Runde auf meine Kosten geschmissen hat. Zur Freude aller. Hoffentlich.
Boombaye hat sich ganz rührend um meine Schwester gekümmert. Sagt man. Vielen Dank auch dafür.

Eine Art Bericht gibt es hier

Donnerstag, 8. November 2007

38. Tag

Nach 38 Tagen unermüdlichen Bloggens wird endlich mein Durchhaltevermögen belohnt. M. hat mein Talent erkannt.
Zu spät leider. Ich habe das sinkende Schiff (Continental Europe) verlassen und mich auf Insel der seligen Anglikaner gerettet.
Und dann wird man auf einmal interessant. Und wird zu Bloglesungen eingeladen.
Aber nicht mit mir.
Nein, nein. Ich weiß zu schätzen, dass sie endlich meine Fähigkeiten erkannt haben. Ich werde am Samstag an der Bloglesung im Stromboli teilnehmen. In Hall.
Vielleicht werdet ihr mich nicht auf Anhieb erkennen. Ich bin ein bisschen geschrumpft hier in England. Ich hab auch eine etwas höhere Stimme und Brüste. Endlich. (Dieser Blog wird mir langsam zu Brustzentriert.)
Ich hab jetzt einen Freund. Sebi heißt er. Ein voll süßer Typ. Und ich heiße jetzt Julia.

Link zur Veranstaltung: hier

35. Tag

Heute ist die berühmte Guy Fawkes Night. Herr Guy Fawkes wehrte sich in gut katholischer Manier gegen die Unterdrückung der seinen mit einem (missglückten) Sprengstoff-Anschlag auf das Parlament.
Das wird gefeiert. Gefeiert wird, dass er es nicht geschafft hat und die Katholiken weiter unterdrückt werden konnten?
Wer versteht schon diese Engländer.
Oder feiern sie den Versuch?
Dagegen spricht, dass in dieser Nacht Guy Fawkes Puppen verbrannt werden.

Also feiern sie doch die Unterdrückung?

Ich bin heute über eine Stunde öffentlich durch die Stadt gegondelt. Für eine Strecke, für die ich normalerweise 30 Minuten brauche. Und hab mir gedacht: Noch drei Jahre.

36. Tag

Die Annäherung zwischen meinen Schulkameraden und mir funktioniert immer besser. Ich glaub, bald werden wir Freunde oder so.
Und es macht Spaß mit ihnen Zeit zu verbringen. Und ich hab mich gefreut. Unter anderem auch darüber, dass ich noch drei Jahre da bin.

37. Tag

Ich hab heute im ACC mit meinen neuen Freunden „Nacktschnecken“ gesehen. Ganz okay. Die barbusigen Frauen haben den Film deutlich aufgewertet.
Das sagt eh schon genug über den Film.

Doch auch ein blindes Huhn findet einmal ein Korn. (Wobei ich nicht genau weiß, ob ich oder der Drehbuchautor das Huhn ist.)

Eine Figur sagt:
„da werden wir in diese Welt gevögelt und können doch nicht fliegen…“

Das erinnert mich an „Vitus“. Ein öder, öder Film. Der einzige Lichtblick, der einen für das Eintrittsgeld ein bisschen entschädigt, ist ein Satz, den man kurz auf einem Kalenderblatt sieht. Ich glaub er ist von K. Lauer.
Wo viel gelebt wird, wird auch viel gestorben.


Andrew’s gone.

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